1500 Jahre Hanstorf
Unser unscheinbares Dörfchen hat gut Chancen, über 1500 Jahre alt zu sein!
Lange bevor Jesus Christus in Nazareth geboren wurde, lebten alte Germanen-Familien im Norden Europas an der Gletscherkante der letzten Eiszeit. Als diese sich vor 10.000 Jahren langsam zurückzog, hinterließ sie ein fruchtbares Land und viele Steine aus „Made in Sweden“.
Einer der Abflüsse des Gletscherwassers und der verbleibenden Endmoränen war und ist die Stepenitz, die STEPNIZA, dem sumpfigen Fluss, die sich tief in das Sandbett eingegraben hat.
- In der Bronzezeit (1700-800 v.u.Z.) vermehrte sich das germanische Volk der SWEBEN redlich, angelte an den Ufern der Flüsse und Seen und fischte im Baltischen Meer.
Von den kulturellen Fortschritten in der Welt bekamen sie nicht das geringste mit. Die Hochkulturen der Babylonier und die Ägyptischen Pharaonen, so wie das griechische und das römische Reich herrschten an ihnen vorbei, ohne nennenswerten Eindruck bei ihnen zu hinterlassen. Auch die Geburt des Gottessohnes in dem 300 Seelen-Dörfchen in Palästina blieb ihnen verborgen.
Sie hatten ihre eigenen Götter: Thor (Donar), Wodan (Odin) und nicht zuletzt Tiwaz, die Göttin der Fruchtbarkeit und des Krieges. Diese wurden in Hainen, heiligen Bäumen, Quellen Steinen geehrt.
Gegen 450 u.Z. veranlasste die Überbevölkerung und das schlechte Wetter die SWEBEN, sich dem der Strom der Völkerwanderung anzuschließen und in wärmere Gefilde auszuwandern.
So wie die Pilger in späterer Zeit zog es sie entlang des Jakobsweges nach Santiago di Compostela an der nord-westlichen Ecke der iberischen Halbinsel.
„Wohnen – wo andere Urlaub machen!“ war schon damals der Traum der Ur-Germanen.
In das frei werdende Land an der Ostsee rückten um 650 u.Z. slawische Stämme aus Tschechien nach, da sie unter Druck standen , dem Hunnenkönig Attila das Feld zu räumen.
- Die Obodriten siedelten sich an der Ostsee an und schlugen ihre Zelte im Dorf Mecklenburg auf.
- Die Polaben – "die an der Elbe (Labe) wohnenden" – bevorzugten den großen Fluss und die Lauenburgische Seeplatte. Für sie war die Ratzeburg der Nabel ihrer kleinen Welt.
Getrennt wurden diese Brudervölker durch die Sumpfgebiete der Stepenitz.
Erste Landkarte von Mecklenburg 1786
Kartenausschnitt Dassow bis Kummendorf
Stepenitz bei Hanstorf / Rodenberg
Der Sandweg von Dasau – Prieschendorp - Seedorp – Hanstorp - Mumendorp entwickelte sich entlang dieser natürlichen Grenze des Stepenitztals.
Die ausgefahrenen Hohlwege zeugen von Jahrhunderte langer Nutzung.
Es spricht vieles dafür, das zwischen Hanstorf und Rodenberg eine Furt oder eine kleine Holzbrücke den „kleinen Grenzverkehr“ bediente. Die Einbiegung des Weges von Seedorf an die
Stepenitz und die alte Dorfstraße aus Richtung Mummendorf spiegeln sich noch in den aktuellen Flur- und Katasterkarten wieder.
Dorfstraßen in HanstorfUm das Jahr 1250 drängte der sächsische Expansionskrieg auch nach Norden.
Heinrich der Löwe eroberte und kolonialisierte ab
~1150 u.Z. die slawischen Gebiete und schuf in Ratzeburg einen Bischofssitz1.
Die gewaltsame Christianisierung, die die Sachsen selbst vor 200 Jahren hatten über sich ergehen lassen müssen, wurde nun
den Bewohnern der hiesigen Gebiete aufgebürdet. Die Abgabe des „Zehnten“ für die Kirche war eine schwere Last für die Bauern
und Fischer.
- Das Gebiet nördlich des Ratzeburger Dom wurde zum Unterhalt für die Kirchenfürsten beschlagnahmt und zumeist mit
Siedlern aus Niedersachsen und Westfalen übersiedelt.
Die Familie Renzow kam 1376 vermutlich aus dem slawischen Ort Ranzowe bei Schwerin (1230 wurde der Name erstmals im Ratzeburger Zehntregister genannt) und siedelte sich in Rodenberg an, wo ihr zwei „Hufe“2 (15 ha) zugeteilt wurde.
Seit nunmehr 625 Jahren bewirtschaftet die Familie ihren Hof, der mittlerweile auf über 1.000 ha angewachsen ist.
- Südlich der Stepenitz (im vormaligen Polaben-Gebiet) wirtschafteten „freie Bauern“ auf eigener Scholle für die Kirche und später die Ratzeburger Fürsten.
Die importierte Drei-Felder-Wirtschaft mit dem Eisenpflug war der Zwei-Felder-Wirtschaft der Slawen überlegen und die Kolonialisten verdrängten die Alteingesessenen.
- Nördlich der Stepenitz – also im Mecklenburger Land und in Hanstorf – hielt man noch lange Zeit das slawische Kollektivsystem aufrecht:
Das Land gehörte allen und dem einzelnen Bauern wurden für 3 Jahre wechselnde Ackerflächen zugeteilt.
Die schleichende Privatisierung der „Mutter Erde“ fiel zumeist zu Gunsten der Oberschicht und der Fürsten aus. Große „Güter“ entstanden und aus den kollektiven Kleinbauern wurden Landarbeiter und Leibeigene.
Hanstorf lag im Schnittpunkt dieser Systeme und spielte überhaupt keine Rolle.
Der „kleine Grenzverkehr“ über die Stepenitz verlagerte sich nach Kirch-Mummendorf3, wo eine wunderschöne Kirche direkt am Fluß erbaut worden war. Kirche von Mummendorf 1348
Kirch-Mummendorf lag strategisch günstiger auf dem Weg von Wismar nach Rehna4 und dem Rest der Welt.
Das „Mittelalter“ und die beginnende Neuzeit hinterließen keine nennenswerten Spuren in unserem kleinen Dorf. Die wenigen Bewohner lebten bescheiden und
ruhig in ihren reetgedeckten Fachwerkhäusern und ernährten sich und die Grundbesitzer der sandigen Ackerböden. Viele nutzten im 18. und 19. Jahrhundert die
Möglichkeit, „rüber zu machen“ über den „großen Teich“ nach Amerika.
- Jürnjacob Sween war einer von ihnen. Der „Häusler“ aus der Gegend von Parchim, Ludwigslust hätte auch aus Hanstorf stammen können. Um der Armut zu
entgehen, lieh er sich das Geld für die Überfahrt nach Amerika und baute sich mit seiner Herzallerliebsten Gretchen eine eigene Existenz als Farmer auf.
Die Briefsammlung „Jürnjacob Sween, der Amerikafahrer“ ist ein lesenswertes Büchlein über das Leben in Mecklenburg und Amerika im 18'ten Jahrhundert.
- Die Armut und Überbevölkerung trieb viele Mecklenburger in die Welt hinaus. Wie die Sweben 500 Jahre zuvor und die Iren nach der Kartoffelpest und
Hungersnot suchten sie ihr Glück im Ausland.
„Etwas besseres als den Tod findest Du überall“
sagten sich die Bremer Stadtmusikanten, deren Spuren sich im Nichts verloren. In Mecklenburg setzt sich diese Tendenz zum heutigen Tage fort.
- Der Weg von Dassow - Prieschendorf – Hanstorf – Mummendorf verlor seine Bedeutung als Heeres- und Handelsstraße und wandelte sich zum Kirch- und Wirtschaftsweg.
Was blieb war das kleine Bauerndorf in Rodenberg (dem gerodeten Hügel auf dem Südufer der Stepenitz) mit einer kleinen Fluchtburg (siehe Foto) und den stattlichen Höfen der verbleibenden 5 Bauernstellen.
Rodenberg 17es Jahrhundert
Hanstorf wurde fortan in den Katasterkarten als„Benedicten-Werk“ bezeichnet. [Benedicere: lat.- „segnen“ oder „schönreden“]
Welche Funktion die stattliche Hofanlage mit mehreren Wirtschaftsgebäuden hatte, ist nicht sicher.
Dem Namen nach könnte es eine Klosteranlage gewesen sein. Davon aber weiß das Archiv der „Nordelbischen Kirche“ in Schwerin nichts.
Das Gerücht, dass es sich bei dem Benedicten-Werk um eine Glasbläserei handelt, entstand aufgrund der tausenden von zerbrochenen Glas-Flaschen an der Böschung zur Stepenitz.
Das ist aber eher auf Alkoholismus und ein traditionelles Entsorgungssystem des Industrie-Zeitalters zurückzuführen.
Es könnte aber auch eine Hofstelle des AdelsgeschlechtPaepcke sein, die sich 1815–1945 die Orte Neuvorwerk, Prieschendorf (heute Ortsteil von Dassow), mit Benedictenwerk
(= Hanstorf, als Ortsteil von Papenhusen), Flechtkrug und Anteil an Tramm, kauften, um eine Parlamentsberechtigung zu erlangen.
NAZI-Zeit
Nach einem viele Jahrhunderte währenden Dornröschenschlaf verschlief das kleine Dorf wohl auch die Nazi-Zeit. Eine kleine Holzbrücke wurde gebaut, um den Ort mit Rodenberg zu verbinden.
Diese aber fiel schon bald dem Frühlings-Hochwasser der Stepenitz zum Opfer.
Ob die „NAZIonale Bewegung“ hier auch begeisterte Anhänger fand, entzieht sich meiner Kenntnis. Man spricht nicht drüber – so wie man in Mecklenburg sowieso nicht viel redet.
Die Bauern fühlten sich sicherlich gebauchpinselt und unterstützen die Forderungen nach der „eigenen Scholle“ und dem „Bauernland in Bauernhand“. Die Idee, „Lebensraum im Osten“ zu
erwerben, wird wohl auch hier seine Anhänger gefunden haben.
Ein Ehrenmal für die gefallenen Soldaten brauchte im Anschluss aber mangels Masse nicht errichtet werden.
Ehrenmal in Gostof
In andere Dörfern stehen diese Heldengedenksteine immer noch völlig unkommentiert in einem „Ehrenhain“ und verkünden:
„Dass ihr Tod uns Lebenden ermute
dass sie für Unwürdige nicht geblutet
das beweise deutsches Vaterland.“
Auch wenn Hanstorf sicherlich Gefallene in den beiden Weltkriegen zu beklagen hatte, so war der Ort niemals groß genug, um diese auf einer
eigenen Tafel zu ehren. Vielleicht ist das auch gut so, denn die fast 100 Millionen Todesopfer, die die beiden „ Weltkrieg“ verursacht hatte, sollten
nicht noch verherrlicht werden. Sie sollten uns vielmehr ermahnen, dass so etwas nie wieder geschehen darf.
Nachkriegszeit
Der Krieg war verloren und die Träume vom Großdeutschen Reich waren geplatzt. Anstatt sich Polen, die baltischen Staaten, Belarus und Teile
Russlands einzuverleiben, mussten viele Deutsche das besetzte Land verlassen und Richtung Westen flüchten.
Dass die neue Grenze zwischen den Siegermächten und ideologischen Einflussspähren ausgerechnet dort verlaufen würde, wo sie historisch
schon seit Jahrhunderten verlief, konnte keiner ahnen.
Die Wakenitz zwischen Ratzeburg und Lübeck trennte die britische von der sowjetischen Zone.
Der „Eiserne Vorhang“ zog sich langsam - aber sicher – zu. Viele Flüchtling und Vertriebene brachen ihre Reise in die Ungewissheit vorzeitig ab und dachten sich: „Hier ist es doch auch ganz
nett!“, zumal ihnen die Ideen des Sozialismus und Arbeiter- und Bauernstaates irgendwie sympathisch und vertraut waren.
Hanstorf in der Deutschen Demokratischen Republik
Hanstorf wurde ein Grenzdorf!
Die „Deutsche Demokratische Republik“ litt von Anfang an unter den Verlockungen des Westens. Dieser junge Staat bekam nicht die finanziellen Aufbauhilfen wie die West-Zonen, die plötzlich
Freunde der Amerikaner wurden und mit dem Marshallplan Milliarden von US-Dollar als Aufbauhilfe erhielten. Die Ost-Zone musste jahrelang bluten für die Gräueltaten, die die Deutschen an
der Sowjetunion und Europa verübt hatten. Die Industrieanlagen wurde abtransportiert und die Reparationszahlung lasteten als schwere Hypotheken auf den Schultern der Bewohner.
Was liegt da näher als „rüber zu machen“ in das gelobte „Wirtschaftswunder-Land“.
Das Sumpfgebiet der Wakenitz und ein „Todesstreifen“ an der Grenze hielt die Menschen nicht davon ab, in das vermeintliche Paradies zu ziehen, um vom „Baum der Erkenntnis“ zu naschen.
Als Gegenmaßnahme wurde eine Schutzzone von 5 km Breite vor der eigentlichen Grenze eingerichtet, in der nur vertrauenswürdige Menschen leben durften. Besucher durften nur mit Passierschein einreisen und wurden streng kontrolliert.
Hanstorf lag unmittelbar vor dieser Schutzzone! Hier durfte man sich noch „frei“ bewegen, ohne einen Zettel vorweisen zu müssen.
Die Transitstraße B105 hatte einen Schlagbaum gegenüber vom Luisenhof, der berühmtesten Gaststätte weit und breit. Die Sackgasse nach Hanstorf (2 km) bog rechtzeitig links ab. Schon der
alte Postweg über Flechtkrug wurde gern genommen, wenn man die aufwändigen Kontrollformalitäten umgehen wollte. Aber auch der Pilgerweg nach Prieschendorf war eine interne Abkürzung nach Dassow.
Mit der Wende ist diese Verbindung leider zu einem Säuferschleichweg verkommen, auf dem man relativ gefahrlos von Dassow nach Grevesmühlen kutschieren kann.
Das Dorf Hanstorf hatte durchaus Ausbaupotential. Es gab höchsten 25 Einwohner. Die Landesregierung legte ein Förder-Programm für „displaced people“ auf.
Das Landwirtschaftsministerium setzte sich für die Enteignung der Großgrundbesitzer ein: Wer über 100 ha (?) Acker hatte sollte enteignet werden und wer sich hier ansiedeln wolle, soll 10 ha
Fläche bekommen. Der Haken bei der Sache war, dass das Land ihnen „nur zur Verfügung gestellt“ gestellt wurde. Wer den Betrieb aufgeben wollte, musste die Hektar an das Kollektiv zurück
geben. Wer „rüber machte“ so wie so und wer Probleme machte, der hatte jetzt eines.
- Einige Siedlungshäuser wurden gebaut und das Land verteilt.
Die Siedler und Flüchtlinge konnten sich mit dem Land zwar selbst versorgen, es reichte aber nicht für große Sprünge. Also verdingten sie sich nebenberuflich beim einzigen Arbeitgeber weit
und breit: der LPG Papenhusen, zu der das Dorf gehörte. Traktoristen, Melker, Leitung und Verwaltung. Alle Bereiche wurden abgedeckt.
Die Idee in der Zentralverwaltung kam auf, doch die gesamte Landwirtschaft zu kollektivieren. Dieses stieß aber auf Widerstand bei denjenigen, die etwas zu verlieren hatten.
Mit viel Überredungskunst, ausreichenden Versprechungen und auch ein wenig Druck stimmten die meisten den Eingliederungsmaßnahmen zu.
Der Rest machte sich im wahrsten Sinne des Wortes „vom Acker“.
„Es war nicht alles schlecht in der DDR“ wird hier häufig zitiert. Jeder hatte geregelte Arbeit und man machte sich dabei nicht tot. Das Einkommen übertraf bei weitem das Warenangebot, so dass man sein Geld langfristig anlegen konnte, um sich beizeiten eine „Schwalbe“ oder einen „Trabbi“ zu kaufen.
Der Sozialismus wurde schlichtweg ausgesessen!
Luftbild von 1953
Die Handtuchfelder der Kleinstbauern wichen den riesigen Feldern und der industrialisierten Bewirtschaftung. Es dauerte nicht lang, dann waren die Großgrundbesitze wieder Form.
Nur die Großgrundbesitzer hatten gewechselt. Mit etwas Geschick und Menschenverstand ließen sich die fähigsten „Genossen“ in die Leitungspositionen wählen und wagten den Spagat
zwischen den Vorgaben des Zentralkomitees und einer soliden Bewirtschaftung der riesigen Flächen.
So manche Feldhecke musste ihr Leben lassen und so mancher Hirsch fiel dem Jagdinstinkt der herrschenden Politbüro-Klasse zum Opfer.
Mit der „Wende“ war der Spuk vorbei.
Es waren nicht die Hanstorfer, die auf die Straße gegangen sind, um den Anschluss an die großdeutsche Bundesrepublik zu fordern.
Es waren die Leipziger mit ihren Montagsdemonstrationen und die Einundleibziger, die brüllten: „Wir sind das Volk! Wir sind ein Volk!“
Hier war man weiterhin mit den Produktions-Genossen und den Grenzsoldaten per „Du“.
Einige hatten „rüber gemacht“ , haben sich im Holsteinischen angesiedelt. Einer ist von Dassow nach Travemünde – bei 12 Grad Wassertemperatur - geschwommen:
„Ich war am Ende meiner Kräfte, als sie mich aus dem Wasser gefischt haben“ unterstrich er die solide Leistung dieser Iron-man-Strecke. Mit der Wende hat er dann sofort wieder „zurück
gemacht“, wollte zur Mutter und in sein beschauliche Dorf. Der Westen war ihm doch zu anstrengend und unübersichtlich.
Eine neue Auswanderungswelle setzte in der ehemaligen DDR ein. Viele glaubten den Verlockungen der Konsumindustrie und zogen gen Westen und an gleichnamiger Zigarette.
Diese Lücke wurde aufgefüllt mit „Wessis“, die sich nach einen ruhigen Zuhause auf dem Land sehnten - vorzugsweise mit Blick auf die Ostsee.
Wie vor 750 Jahren wurde die Urbevölkerung übersiedelt. Man schwatze ihnen die alten Fachwerkhäuser ab, drehte ihnen ausrangierte Mercedes- Feuerwehrautos an und beließ sie in ihren
Reservaten (in der zweiten Reihe) . Man fand die Ossis „ganz nett“, konnte aber nicht viel für einander empfinden.
Es dauerte viele Jahre, bis man sich aneinander gewöhnt hat.
In Hanstorf läuft dieser „Gewöhnungs-Prozess“ scheinbar immer noch. Viele haben Arbeit im Westen gefunden und pendeln nach Hamburg, Oldesloe oder Lübeck, andere haben sich pensionieren lassen und genießen die wunderbaren Sonnenuntergänge in der Windmühlen-Park-Landschaft.
Sonnenuntergang im Schatten der Hochsitze
Die enteigneten Bauern sind längst zurück und kollektivieren die Äcker unter sich auf.
Brille-Fielmann und Zippen-Reemtsma ahnten den Wert des Acker-Goldes und verdarben die Bodenpreise.
Holländer und Holsteiner überschwemmen den Markt mit Milch und die Äcker mit Jauche....
>>>Mais-Silage in die Kühe >>> Scheisse auf die Maisfelder >>> Mais in die Kühe - Scheisse auf den Acker – etc. etc..
Das funktioniert nur mit Antibiotika und Hormonen…5
Die Milch landet in den Regalen von Aldi, Rewe und Co. und letztlich im Glas. Na dann mal „Prosit“ : „Milch macht müde Männer munter“
Die industriellen Landwirtschaften produzieren Weizen, Roggen und Raps auf den 20- 40 ha -Feldern.
„Wir sorgen für die Ernährung der Menschen“ rechtfertigt sich der Großgundbesitzer, bedenkt allerdings nicht, dass 5 Familien von seiner Ackerfläche leben könnten.
Und überhaupt wird viel zu viel Getreide produziert, das dann „in die ärmeren Länder“ exportiert werden muss. Dort können die kleinen Bauern nicht gegen diese subventionierten
Getreidepreise konkurrieren und stellen den unrentablen Anbau ein.
Ein Teufelskreis – auch "Made in Hanstorf"
Ein Wald von mehr als 15 Hochsitzen umgibt das idyllische Dorf. Dort sitzen die Schweinemastbauern an, füttern die Wildschweine und sorgen gezielt dafür, dass kein Virus der
Afrikanische Schweinepest jemals bis an ihre Schweine-KZs gelangen können. Nicht dass dieser Virus für den Menschen gefährlich wäre.
NEIN- der Export nach Asien wäre gefährdet. Die armen Wildschweine sollen sterben, damit die armen Mastschweine leben können, die doch nur einmal in ihrem Leben die Sonne sehen:
- auf dem Steg ins Schlachthaus.
Ist Hanstorf vom Aussterben bedroht?
Ein Kind langweilt sich morgens und am späten Nachmittag an der Bushaltestelle. Keiner ist da, mit der sie sich austauschen könnte.
Früher – da war alles anders. Jede Generation ist in diesem Buswartehäuschen aufgewachsen. Man hat Fußball gespielt, hat den ersten Alkohol dort getrunken und hat sich gegenseitig
aufgeklärt. Berufliche Zwänge und Einkaufsmöglichkeiten haben ihren Lebensmittelschwerpunkt in andere Regionen verlegt. Wer geblieben ist, zählt nicht mehr zur reproduktiven Generation
und ist „auf den Hund gekommen“.
31 Einwohner füttern 28 Hunde!
Es wird Zeit, dass die Zeiten sich ändern, dass Kinder ins Dorf kommen.
Es wird Zeit, dass wir „den Weg frei machen“ für die nächste Generation, dass wir Hanstorf so attraktiv gestalten, dass junge Leute sich hergezogen fühlen, um hier zu leben.
Mecklenburg ist keine CORONA- Hochburg.
Da wir sowieso nicht miteinander reden, erübrigt sich ein Mund-Nase-Ohren-Lappen. Würden wir mehr miteinander reden, könnten wir auch an dieser Errungenschaft der modernen Gesellschaft teil haben...
Fußnoten:
1 siehe mein Buch: “Der Heiligenschein des Ansverus”
2 „Das Wort Hufe bezeichnet ein landwirtschaftliches Gut, welches mit einem Pfluge bestellt werden kann und demnach der Arbeitskraft einer Familie entspricht“[1] und diese ernährte. Die korrelative Fläche wurde vom Anfang des 9. bis ins 19. Jahrhundert hinein meist auf rund 30 Morgen (¼ ha) veranschlagt. Großbauern konnten mit Hilfe von vielen Knechten und mehreren Zugtiergespannen auch 60 oder gar 120 Morgen bewirtschaften. (Siehe auch: Großhufe bzw. Königshufe)
3 - veraltet eine Larve; -veraltet eine Vermummte; -in der Flussschifffahrt einen in den Grund des
Stroms eingerammten Pfahl, welcher etwa 1–1½ m über den Wasserspiegel hervorragt und zur Bezeichnung der Untiefen etc. dient. Dieser wird auch als Maal bezeichnet.
4 Rehna wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts von Siedlern aus dem hessischen Rhena gegründet. Die erste Kirche Rehnas wird bereits 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt, das die damals zum Bistum Ratzeburg gehörenden Ortschaften geordnet nach Kirchspielen auflistet.
5 -1200 Kühe produzieren täglich je 80 Liter Gülle > 96.000 Liter p.Tag > 2.880 m³ Gülle im Monat > 34.560 m³ pro Jahr.
Auf einem Hektar (10.000 m²) wäre der jährliche Berg 3,45 Meter hoch. Auf 10 Hektar sind es immer noch 34,56 cm Schlamm. Auf die 50 ha. Maisfelder rund um Hanstorf käme jährlich eine 17cm Schicht Jauche.
V.i.S.d.P.: Butch Speck
Hanstorf Sept.2020